Die Gründung Münchens



Schiedsspruch vom 14.Juni 1158


München ist vergleichsweise erst sehr spät gegründet worden. Zu einer Zeit, zu der Regensburg (ab etwa 600 erste Haupstadt Bayerns) für damalige Verhältnisse schon eine Großstadt war und auch andere Städte wie Augsburg (gegr.
15 v.Chr.) in voller Blüte standen, war der heutige Altstadtbereich Münchens noch unwegsames Sumpfgebiet. Auf dem kleinen bewaldeten Hügel, der aus dem Sumpfgelände herausragte (heute das "Petersbergl" mit der Peterskirche) ließen sich vor gut tausend Jahren Mönche nieder und gründeten eine kleine Mönchssiedlung. Über den genauen Zeitpunkt gehen die Meinungen der Historiker weit auseinander. Weitgehende Einigkeit besteht heute nur darüber, dass es sich nicht um Mönche vom Kloster Tegernsee handelte, wie man lange Zeit annahm, sondern um Mönche vom Kloster Schäftlarn. Die Bauern aus der Umgebung nannten die Siedlung "Ze den Munichen" (altdeutsch für "Zu den Mönchen"). Aus "Munichen" ist im Laufe der Zeit "München" geworden, München heißt also nichts anderes als "Mönche". Zur Erinnerung an die erste Besiedlung durch Mönche zeigt das Stadtwappen von München auch einen Mönch - anfangs noch einen älteren Mönch, später zum "Münchner Kindl" verniedlicht.


Bis zum Jahr 1156 existierte hier im südlichen Bereich von Bayern nur eine einzige Brücke über die Isar, über die auch die damals wirtschaftlich bedeutende und vielbefahrene Salzhandelsstraße von Reichenhall und Salzburg führte. Diese Brücke stand etwas weiter nördlich bei Föhrung und war vom Freisinger Bischof Otto I. errichtet worden. Es war damals Heinrich dem Löwen, damals Herzog von Sachsen und Herzog von Bayern, nicht entgangen, dass diese Brücke und der sich daran anschließende Markt durch die erhobenen Brücken-, Waren- und Marktzölle eine lukrative Einnahmequelle für den Bischof darstellte. Kurzerhand zerstörte er die hölzerne Brücke bei Föhring und errichtete bei der Mönchssiedlung Munichen eine eigene Brücke. Von da an führte die Salzhandelsstraße nicht mehr über Föhrung, sondern über Munichen. Am Fuße der Mönchssiedlung auf dem Petersberg richtete er nach dem Föhringer Vorbild einen Markt ein (heutiger Marienplatz). Die Zölle flossen ab sofort in die Taschen von Heirich dem Löwen.


Erbost wegen der Brückenzerstörung beschwerte sich Bischof Otto von Freising beim damaligen Kaiser Friedrich I. genannt Friedrich Barbarossa. Zwei Jahre lang wurde gestritten. Am 14.Juni 1158 sanktionierte der Kaiser schließlich im sog. "Augsburger Schied" die Brückenverlegung und bestätigte in diesem Zusammenhang neben dem Zoll- und Münzrecht auch das Marktrecht für den Ort Munichen. Bischof Otto bekam zum Ausgleich ein Drittel aller Zolleinnahmen zugesprochen. Aus der klerikalen Möchssiedlung wurde nun auch hochoffiziell ein weltlicher Ort. Das Datum dieses Schiedsspruchs, der 14.Juni 1158, gilt daher als das Gründungsdatum Münchens. Der Augsburger Schied ist sozusagen die Geburtsurkunde Münchens.


München feiert aus diesem Grund am 14.Juni jeden Jahres (bzw.an dem Wochenende, das dem 14.Juni am nächsten liegt) sein "Stadtgründungsfest". Die Bezeichnung "Stadtgründungsfest" ist allerdings etwas missverständlich, denn zur Stadt wurde München erst später. In einem Schriftstück von 1214 wird München erstmals als Stadt bezeichnet. Vermutlich hat Heinrich der Löwe im Jahr 1175, nachdem er einen Mauerring um den Ort hatte ziehen lassen, München den Status einer Stadt verliehen. Umfangreiche Selbstverwaltungsrechte, wie sie eine Stadt kennzeichnen, erhielt München erst 1294 durch Herzog Rudolf den Stammler, der in der Rudolfinischen Handfeste ("Rudolfinum") die Rechte und Pflichten der Bürger normierte. 1340 verlieh dann Kaiser Ludwig der Bayer München das "Große Stadtrecht". In einer Goldenen Bulle räumte er der Stadt weiterreichende Selbstverwaltungsrechte und vor allem Privilegien wie das Salzwegsmonopol (alle Salztransporte südlich der Donau mussten über München führen) und das Salzstapelrecht ein. Diese beiden Privilegien waren der Auslöser für einen enormen Aufschwung Münchens, der dazu führte, dass München schon bald andere wichtige, historisch gewachsene Handelsstädte wie Augsburg an Bedeutung überflügelte.


Text © Rolf Magnus